Als Jakob Fugger dem Kaiser eine Mahnung schickte

Ein Dokument aus dem Jahr 1523 belegt, wie selbstbewusst die Augsburger Familie auftrat

Wo Macht ist, da ist auch Geld. Dieses Credo gilt sowohl heute als auch in der Vergangenheit. Erinnert sei hier nur an die millionenschweren Wahlkämpfe in den USA, welche ohne die Unterstützung von spendenwilligen Lobbys und Unternehmern kaum möglich wären. Den Versuch, durch eine finanzielle Unterstützung Einfluss auf die Politik zu nehmen, gab es jedoch zu jedem Zeitpunkt in der Geschichte. Schon die Kaiserwahlen im Heiligen Römischen Reich wurden nicht selten durch die Gunst finanzkräftiger Spender entschieden. Dass das Augsburger Bankhaus Fugger dabei im 15. und 16. Jahrhundert eine Schlüsselrolle einnahm, ist inzwischen längst ein offenes Geheimnis. Wie selbstbewusst die Augsburger Familie dabei auftrat, belegt ein Dokument aus dem Jahr 1523, das bis heute kontrovers diskutiert wird.

Im April jenes Jahres sendete Jakob Fugger, der damals wohl reichste Mann der Welt, einen Brief an den wahrscheinlich mächtigsten Monarchen seiner Zeit: Kaiser Karl V. 1519 war der Habsburger in Frankfurt am Main zum Herrscher des Heiligen Römischen Reiches gewählt worden – insbesondere dank der starken Finanzkraft der Fugger. Etwa zwei Drittel der Wahlgelder, mit denen Karl die Kurfürsten von seiner Person überzeugen konnte, hatte das Augsburger Bankhaus gestellt.

Jakob Fugger forderte Rückzahlung der kaiserlichen Schulden
Auf diesen Umstand kam nun Jakob in seinem Schreiben zurück. Nach einer förmlichen Begrüßung schlug der Bankier gegenüber seinem Herrscher einen überraschend forschen Ton an. Er verwies auf seine entscheidende Rolle bei der Kaiserwahl, betonte, dass er auch andere Bewerber hätte unterstützen können und forderte die Rückzahlung der Habsburger Schulden. Die genauen Hintergründe dieses Briefs sind bis heute ungeklärt. Das entschlossene Auftreten Jakobs wirkt aber immer noch irritierend. Ist es der Beleg für ein klares Abhängigkeitsverhältnis des Kaisers? War der Habsburger gar weisungsgebunden an seinen Augsburger „Kaisermacher“?

Text: Moritz Winkler

Gegen eine solche These spricht, dass die Fugger genauso auf den Kaiser angewiesen waren, wie er auf sie. Obwohl Jakob in seinem Schreiben erklärte, dass er auch andere Kandidaten hätte unterstützen können, kam für ihn schon aus geschäftlichen Motiven nur Karl in Frage. Denn der Aufstieg der Fugger zum bedeutendsten Handelshaus der Zeit war eng an die Habsburger-Dynastie geknüpft.
Monopolstellung im Kupfer- und Silberbergbau

Unter Karls Vorgänge und Großvater Kaiser Maximilian I. hatte sich die Augsburger Bankiers-Familie eine Monopolstellung im Kupfer- und Silberbergbau aufgebaut. Die Fugger hatten die Kriege und die aufwendige Hofhaltung des Monarchen finanziert. Maximilian hatte ihnen dafür sämtliche Kupfer- und Silberminen als Gegenleistung verpfändet. Mit dessen Tod im Jahr 1519 geriet diese finanzielle Vormachtstellung jedoch in Gefahr, denn keiner wusste, ob ein neuer Herrscher außerhalb der Habsburger Dynastie die Schuldscheine seines Vorgängers anerkennen würde. Aus Sicht der Fugger bedeutete das: Karl musste wortwörtlich um jeden Preis Kaiser werden.

Fuggersche Geschäfte in Bedrängnis
Doch auch als die Thronfolge geregelt war, gerieten die fuggerschen Geschäfte zunehmend in Bedrängnis. Nicht wenigen im Reich war die Monopolstellung der Augsburger Bankiers ein Dorn im Auge. 1522 wurde auf dem Reichstag ein Untersuchungsausschuss einberufen, der sich mit dem Handelsgebaren der Familie Fugger beschäftigte. Das mächtige Bankhaus drohte zerschlagen zu werden. Der einzige, der Jakob in dieser Situation noch helfen konnte, war der Kaiser. Vermutlich entstand das „Mahnschreiben“ aus dem Jahr 1523 in diesem Zusammenhang. Mit eindrucksvollen Worten betonte der Bankier seine Verdienste für die Krone und welche finanziellen Folgen ein Vorgehen gegen sein Handelshaus auch für die Habsburger-Dynastie haben könnte.

Das Schreiben verfehlte seine Wirkung nicht. Karl V. ließ seinen langjährigen Geldgeber nicht fallen. Auf kaiserlichen Befehl wurde das Verfahren gegen das Augsburger Bankhaus eingestellt. Jakob selbst starb zwei Jahre danach kinderlos. Seinem Neffe Anton, der das Bankhaus 1525 übernahm, gelang es, das Firmenvermögen nochmals zu vermehren.

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