Das große Augsburger Stau-Mysterium
Verfasst von Neue Szene am 23.11.2017
Wer ist ist schuld am urplötzlichen Stauaufkommen in unserer Stadt...
Mit wem darf man auf dem Augsburger Friedensfest über Frieden reden? Wenn es nach OB-Gribl geht, dann nicht mit einer "vormals terrorismusnahen Person" wie es Gribl in gewohnt juristischem Duktus ausdrückt.
Die "vormals terrorismusnahe Person", von der Gribl spricht, ist Thorwald Proll. Er zündete, vor mehr als 50 Jahren zusammen mit Andreas Bader und Gudrun Ensslin ein Kaufhaus in Berlin an. Anders als seine beiden Mittäter, glitt Proll jedoch nicht in den RAF-Terrorismus ab, sondern stellte sich, saß seine Strafe ab, hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, gründete schließlich einen Buchladen, den er 35 Jahre lang mit seiner Frau führte und schrieb, von Literaturbetrieb und Lesern weitgehend unbeachtet, Gedichte.
Jener Thorwald Proll wurde zum Friedensfest eingeladen, um über die Auswirkungen der Studentenrevolte von 1967 zu diskutieren.
Ginge es nach Kurt Gribl, hätte Proll nicht eingeladen werden dürfen. Und damit in Zukunft derlei nicht erneut geschieht, ordnete er an, dass das Kulturprogramm des Friedensfestes in Zukunft vom Kulturausschuss kontrolliert und zugelassen werden soll.
Man kann jetzt spekulieren, was Gribl getrieben hat, die Freiheit der Kultur in dieser Form einschränken zu wollen. Ist es, weil er sich innerhalb der CSU als Konservativer profilieren will, ist es seine ehrliche Überzeugung, ist er wirklich empört über die Einladung Prolls?
Wahrscheinlich trifft alles ein wenig zu. Aber egal welche Motive letztlich dominieren – Für Gribl ist es immer blamabel.
Wenn er das konservative CSU-Milieu mit seiner Terrorismuskeule beeindrucken will, handelt er politisch kurzsichtig. Auch wenn die Rechten innerhalb der CSU ihm immer zustimmen werden, wenn es irgendwie gegen Linke und 68er geht. Aber dieses Milieu ist ebenso altbacken, wie seine Feindbilder und eigentlich verfolgte Gribl in den letzten Jahren eine Strategie, die für die gesamte CSU richtungsweisend sein sollte.
Er umgab sich mit jungen beliebten Akteuren aus dem erweiterten Kulturbereich, besetzte städtische Schlüsselstellen mit ihnen, erfand sich, unter Anleitung einer findigen PR-Agentur neu und erwarb sich damit ein modernes und weltoffenes Image, das der CSU in den Großstädten neue Wählerschichten erschließen könnte. Diese Strategie geht aber nur auf, solange Gribl nicht in gestrige Verhaltensmuster zurückfällt. Doch das tut er immer wieder.
Beispielsweise bei der Entscheidung über die Fusion der Stadtwerkesparte, als er die Bürger erst gar nicht über die strittige Frage entscheiden lassen wollte und schließlich eine schwere Niederlage einstecken musste. Oder eben jetzt, wenn er die Kulturmacher entmachten und die Entscheidung, was für das Friedensfest das richtige Programm ist, von Lokalpolitikern fällen lassen will. Das wäre tatsächlich mehr Zensur als Kultur. Und eines steht auch fest:
Den empörten Kommunistenfresser geben und sich zugleich das Image eines liberalen Oberbürgermeisters stehen lassen zu wollen – das funktioniert nicht. (me)
Verfasst von Neue Szene am 23.11.2017
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