Don't look back in anger

Das Augsburger Jahr 2012 hatte wieder einiges zu bieten: Der FCA schafft den Klassenerhalt in seiner ersten Bundesligasaison und steht in der Winterpause der zweiten schon wieder kurz vor dem Abstieg. Das Modularfestival ist erfolgreich in den ebenfalls erfolgreich wiedereröffneten Kongress am Park gezogen und wurde von Besuchern förmlich überrannt.

Die Augsburger Politik bewegte sich hauptsächlich in Fettnäpfchen, von Schleys Taxiabenteuern über Englets Gedenksteinalleingänge bis zum peinlichen Geschachere um den Popkulturbeauftragten. Währenddessen wird die Innenstadt umgemodelt wie seit der letzten Bombennacht nicht mehr. Die Augsburger tragen's größtenteils mit Fassung.

Das Nachtleben ist um einige Attraktionen reicher geworden, von der Alten Liebe über den City Club bis zum Cube, getanzt und getrunken wird immer, auch wenn die Bedingungen für die Wirte nicht besser werden und mit der fortschreitenden Verdichtung der akademischen Ausbildung (Bachelor, Abschaffung der Wehrpflicht) die studentische Klientel immer mehr wegfällt. Den Rest erledigen Brandschutzauflagen und Nachbarn. Dass auch Clubs und Kneipen Popkultur sind, haben offensichtlich noch kein Referent oder Rockintendant geschnallt.

Die Kantine ist trotzdem zehn Jahre alt geworden und hat dafür prompt den frisch ins Leben gerufenen Poppreis "Roy" bekommen. Weitere Preisträger waren Nontira Kigle, Daniel Bortz, Markus Becker und Horst Thieme. Die Band des Jahres 2012 heißt About An Author, war aber vorher schon international unterwegs und wird hoffentlich trotz des Verlustes ihres Gitarristen ans Familienleben weitermachen.

Ebenfalls weitermachen wird das Ostwerk, wenn auch unter neuer Leitung: Wirtin Sandy Hönig hat den Thron nach 22 Jahren geräumt und an eine Gruppe befreundeter Gastronomen aus München abgegeben. Der Augsburger Blumenmaler wurde verknackt, erhielt aber zwei Monate später schon seine erste Einzelausstellung. Weitere Jubilare: die Tonträgerfirma Duophonic (10 Jahre), der Internationale Jazzsommer (20), der Zoo (75).

Verabschieden mussten wir uns dagegen vom größten Sportler der Stadt, Helmut Haller, der im Oktober in die Himmels-Elf aufgenommen wurde.

Was war sonst? Das Grandhotel hat seine Baugenehmigung bekommen, den ersten Preis der BR-Aktion "Miteinander" - und (sic!) vier Wochen später ein Veranstaltungsverbot. Die Orangerie ist dem Regelwahn knapp entgangen und hat am Schmiedberg zwei Monate lang ein fantastisches Programm hauptsächlich Augsburger Provenienz hingelegt. Die begeisternden Bayerischen Theatertage machen Hoffnung, dass 2013 vielleicht auch beim Brechtfest so was wie Festivalstimmung aufkommen könnte, schließlich mischt jetzt das Theater Augsburg bei dem zehntägigen Veranstaltungsreigen mit.

Aber das Allertollste ist, dass Augsburger Kreative aller Art weiterhin für viel frischen Wind in der Stadt gesorgt haben, mit und ohne Förderung. Sei es die Musiksoftware "Walze" von Studenten der Hochschule, die Ausstellungsmacher "In Your Face", die Theaterafficionados der "Bluespots Productions", das neugegründete Label "In gute Hände" oder Orte wie der Kulturpark West, die Ballonfabrik, Extrawurst, Metzgerei und das Kulturcafé Neruda - die Augsburger Szene lässt sich nicht kleinkriegen und das macht doch Hoffnung. Um es mit den Worten unseres früheren Popkulturbeauftragten zu sagen: "Bitte bleibt zusammen!"

In diesem Sinne: Einen guten Rutsch und ein fantastisches 2013! Und vergesst die alte Tante Neue Szene nicht!

Fotos: Thorsten Franzisi, Christian Menkel, Florian Kapfer, Marcus Ertle, Daniel Anzaldua, Neue Szene, Walze

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