Bosse lässt das Rote Tor tanzen

Die große Herzlichkeit auf der Freilichtbühne Augsburg

Man muss ihn einfach mögen, diesen Mick Jagger aus der Kreisliga – wie Bosse sich selbst nennt. Nicht nur, weil er an diesem lauen Sonntagabend im August die Freilichtbühne am Roten Tor mit seiner siebenköpfigen Band zum Beben bringt. Sondern weil er es schafft, eine Bühne, die seit 1929 als eine der schönsten in Süddeutschland gilt, für zwei Stunden in ein Wohnzimmer voller Freunde zu verwandeln.

Ein Publikum von 0 bis 99
Hier stehen nicht nur Fans einer bestimmten Generation. Gefühlt von 0 bis 99 Jahre alt – Kinder auf den Schultern der Eltern, Studierende mit Bier in der Hand, Paare, die schon Silberhochzeit hinter sich haben – alle singen mit. Die eingefleischte Fanbase ist textsicher bis in die letzte Bridge. Egal ob „Ein Traum“ oder „Schönste Zeit“ – die Refrains fliegen wie eine Welle über die 2.100 Plätze. Bosse selbst ist in Dauerbewegung, springt, rennt, dreht sich, als hätte er einen Pakt mit dem Publikum geschlossen: ich geb’ euch Bewegung, ihr gebt mir Energie.

Anekdoten, Seitenhiebe und ein Busfahrer
Zwischendrin erzählt er Anekdoten: von der eigenen Gesangsstimme („Ich singe nicht so gut, deshalb versuche ich umso bessere Texte zu schreiben“), von der einzigen Gitarrenzupftechnik, die er kann („aber immerhin kann man damit schon mal anfangen…“) – und zieht so geschickt den Bogen zwischen Selbstironie und Entertainerqualitäten. Selbst kleine Regie-Pannen werden eingebaut: Als Busfahrer Peter – der laut Chef eigentlich schon schlafen sollte – plötzlich oben auf dem historischen Gemäuer auftaucht, macht Bosse ihn kurzerhand zur Showeinlage.

Haltung trifft Herz
Auch klare Kante gibt es: Eine Anti-AfD-Botschaft, mitten im Set platziert, bekommt spontanen Applaus. Hier verschmilzt Haltung mit Entertainment – und die Kulisse wirkt wie ein stiller Zeuge dafür, dass Kultur nicht nur unterhalten, sondern auch Position beziehen kann.

Meistertitel in Sachen Ausdauer
Die Bühne selbst ist seit fast 100 Jahren ein besonderer Ort für Sommerabende. Diesen Abend bekommt sie die vielleicht herzlichste Beschallung des Jahres. Bei der Zugabe „Der letzte Tanz“ scheint für einen Moment alles zu schweben – Publikum, Band, dieser Sänger, der sich selbst gerne herunterspielt und doch genau weiß, was er kann: verbinden. Am Ende bleibt der Eindruck eines Künstlers, der den Meistertitel für Herz und Ausdauer locker holt. Als wär’s der letzte Tanz… mitnichten! (tk)

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