Augsburg jazzt wieder – draußen, hochkarätig, überraschend

Der 33. Augsburger Jazzsommer startet im Juli

„Jazz beschreibt musikalisch die Haltungen, die wir aktuell am dringendsten brauchen: Unterhaken, Improvisieren, Durchhalten.“ Mit diesen Worten eröffnete Kulturreferent Jürgen K. Enninger die Pressekonferenz zum 33. Internationalen Augsburger Jazzsommer – und traf damit gleich den Ton für das diesjährige Festivalprogramm. In einer Zeit, die sich oft chaotisch anfühlt, liefert der Jazz Sommer in seiner gewohnten Mischung aus Weltklasse und Entdeckungen den perfekten Soundtrack: beweglich, offen, gemeinsam.

Zwei Spielorte – zwei Konzepte
Auch 2025 bleibt das bewährte Konzept bestehen: Etablierte Jazzgrößen spielen unter freiem Himmel im Botanischen Garten, während im Brunnenhof im Zeughaus samstags jüngere, internationale Acts auftreten – oder wie es Festivalleiter Tilman Herpichböhm präziser formuliert: „Rising Acts“ statt „Newcomer“. Denn viele dieser Künstler:innen sind bereits auf dem Sprung zur internationalen Aufmerksamkeit, auch wenn sie hierzulande noch als Geheimtipps gelten.

Mit 990 Plätzen im Rosenpavillon des Botanischen Gartens sind die großen Konzerte schnell ausverkauft – ein klarer Publikumsmagnet inmitten der Natur. Im Brunnenhof hingegen bleibt es intimer: Rund 200 Plätze schaffen hier einen beinahe clubartigen Rahmen, ideal für aufstrebende Ensembles mit Eigensound. Der Vorverkauf ist gestartet – wer dabei sein will, sollte sich beeilen.

Große Namen, neue Stimmen
Das Line-up liest sich wie ein „Who’s who“ des internationalen Jazz: Los geht’s am 2. Juli mit Aaron Parks Little Big. Das US-Quartett verbindet elektronischen Puls mit akustischer Leichtigkeit und lotet neue Spielräume des modernen Jazz aus.

Am 9. Juli folgt ein legendäres Comeback: John Scofield, einer der prägendsten Gitarristen der Fusion-Ära, kehrt mit seinem Long Days Quartet zurück nach Augsburg – an der Seite von Hammond-Großmeister John Medeski. Jazz mit Orgel, Funk und Geschichte – in den langen Julinächten unter freiem Himmel.

Am 16. Juli präsentiert die französische Sängerin Camille Bertault eine raffinierte Allianz zwischen Sound und Sprache – verspielt, ironisch, virtuos.

Mit dem Christian McBride Trio (23. Juli) betritt schließlich ein Gigant des modernen Jazz die Bühne: Der neunfache Grammy-Gewinner wird gemeinsam mit Benny Green und Greg Hutchinson dem großen Ray Brown huldigen – sein einziges Deutschlandkonzert 2025.

Ein atmosphärisches Highlight verspricht der Auftritt von Nils Petter Molvær am 30. Juli zu werden: Sein atmosphärischer Nu-Jazz, elektronisch und doch organisch, passt perfekt in den Botanischen Garten. Herpichböhm: „Experimentierfreudig, pompös – aber nie laut.“

Den würdigen Festivalabschluss gestaltet am 6. August die israelische Klarinettistin Anat Cohen mit ihrem Quartetinho: Virtuos, lebendig, mit einem offenen Klang, der auch folkloristische Elemente zulässt.

Rising Acts im Brunnenhof
Der Brunnenhof im Zeughaus wird erneut zur Plattform für aufregende Newcomer aus Europa. Lorenzo De Finti eröffnet mit seinem schweizerisch-italienischen Quartett am 5. Juli. Am 12. Juli verbindet die serbische Sängerin Jelena Kuljić musikalisch-literarische Reflexionen aus Ex-Jugoslawien – ein Kooperationsprojekt zum Augsburger Friedensfest.

Die Insomnia Brass Band (19. Juli) liefert einen wilden Mix aus Jazz, Funk und Punk, bevor das niederländische AVA Trio am 26. Juli mit „mediterraner Avantgarde“ aufwartet. Den Schlusspunkt setzt am 2. August der Schwede Thomas Backman mit „Scandinavian Crime Jazz“ – düster, poetisch, nordisch kühl.

Trotz Festivalflut: Jazzsommer bleibt Magnet
Dass es dem Team um Herpichböhm und Enninger erneut gelungen ist, internationale Größen und spannende Neuentdeckungen nach Augsburg zu holen, ist keine Selbstverständlichkeit – gerade in einem Festival-Sommer voller Konkurrenz. Doch das Zusammenspiel aus Atmosphäre, Qualität und Verlässlichkeit macht den Jazzsommer seit Jahrzehnten zu einer festen Größe.

Und eine gute Nachricht zum Schluss: Augsburg hat den Kulturetat trotz schwieriger Zeiten nicht gekürzt. Ein starkes Zeichen für die Kultur – und ein gutes Omen für viele weitere Jazzsommer.

Das detaillierte Programm findet sich unter jazzsommer.de und in unserem Veranstaltungskalender. (tk)

Foto: PK am 07.05.2025 im Zeughaus

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