Liminal Spaces: Dorothée Aschoffs Werke im tim Augsburg

Eine Reise durch Schwellenräume: Existenzielle Kunst und globale Themen im Fokus

Ab dem 13. Dezember 2024 präsentiert das Staatliche Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim) eine außergewöhnliche Sonderausstellung mit dem Titel LIMINAL SPACES, die bis zum 2. März 2025 zu sehen sein wird. Die Ausstellung widmet sich den Arbeiten der preisgekrönten deutschen Künstlerin Dorothée Aschoff (*1965), die in ihren Werken existenzielle Fragen des Menschseins erkundet.

Im Fokus stehen Themen wie Aufbruch, Flucht und die Bewältigung von Grenzen – sowohl physischer als auch emotionaler Natur. Auf einer mehr als 1.000 Quadratmeter großen Fläche entfaltet sich ein Werkzyklus, der durch seine Vielschichtigkeit und emotionale Tiefe beeindruckt. Aschoff setzt sich ästhetisch mit der global hochaktuellen Thematik der Flucht auseinander und schafft dabei Kunstwerke, die selbst den Betrachtenden zwischen Hoffen und Bangen schwanken lassen.

Fragile Gefährte auf ungewissen Wegen
Zu der Ausstellung gehören fragil gestaltete Boote und Schlitten, gefertigt aus dünn geschichteten Papierschichten. Diese verletzlichen Gefährte symbolisieren die Unsicherheit und Gefahren einer Reise, die sowohl physisch als auch metaphorisch verstanden werden kann. Eingebettet sind diese plastischen Werke in eine expressive Bildsprache, bestehend aus großformatigen Schwarz-Weiß-Malereien und Kohlezeichnungen. Die Arbeiten zeigen stürmische Meere, schroffe Gebirge und steinige Pfade, die von den Herausforderungen der dargestellten Reisen erzählen. Dabei verzichtet Aschoff bewusst auf die Darstellung von Menschen, doch ihre Dynamik und erzählerische Kraft erwecken diese im Kopf der Betrachtenden zum Leben.

Die narrative Kraft des Wechsels
Die Ausstellung ist thematisch in mehrere Räume gegliedert: Aufbruch, Hohe See, Landung, Spuren, Verwunderung und Illusionen. Diese Stationen führen die Besucherinnen und Besucher durch eine Reise, die zwischen Stillstand und Bewegung oszilliert. Besonders eindrucksvoll ist der abschließende Ausstellungsraum, in dem Aschoff mit einer unerwarteten Farbigkeit einen narrativen Bruch vollzieht.
Leuchtende Farben, allen voran ein dominierendes Blau, suggerieren eine Makroperspektive aus dem Weltall. Hier erscheint die Reise in einem kosmischen Kontext: als Geburt eines neuen Planeten, eines neuen Anfangs. Begleitet wird dieser Raum von einem einstündigen Soundloop, der die kontemplative Wirkung der Werke intensiviert.

Ästhetik der Reduktion und Schichtungen
Aschoffs Werke bestechen durch ihre Reduktion und gleichzeitige Vielschichtigkeit. Eine einfache Linie wird zur Grenze – physisch, geografisch und metaphorisch – und symbolisiert zugleich Kontinuität. Die Werke bewegen sich zwischen Malerei und Bildhauerei, oft direkt mit der Tube aufgetragen, wodurch sie sowohl plastisch als auch malerisch wirken. Diese Polyvalenz macht Aschoffs Kunst besonders kraftvoll und einzigartig.

Ein zeitgemäßer Blick auf Schwellenräume
Der Begriff „Liminal“ stammt aus der Ethnologie und beschreibt Übergangs- oder Schwellenräume. In ihrer Kunst beleuchtet Aschoff genau diese Grenzorte, an denen das Alte endet und das Neue noch nicht begonnen hat. „Aschoffs Kunst handelt von Grenzräumen zwischen einem Nicht-Mehr und einem Noch-Nicht. Solche Räume lassen ins Stocken geraten, zwingen zum Innehalten“, so Museumsdirektor Dr. Karl Borromäus Murr.

Die Ausstellung LIMINAL SPACES lädt dazu ein, in diesen Grenzbereichen zu verweilen und sich mit den existenziellen Fragen unserer Zeit auseinanderzusetzen. Gerade im Kontext der aktuellen weltweiten Flüchtlingsbewegungen, gewinnt diese Schau an erschreckender Aktualität.

Dorothée Aschoff erschafft mit ihrer Kunst eine Brücke zwischen Emotion und Reflexion, zwischen Individuellem und Universellem. Ein Besuch im tim ist daher nicht nur eine Reise durch die Werke einer außergewöhnlichen Künstlerin, sondern auch eine Auseinandersetzung mit den Grenzbereichen unseres eigenen Daseins. (tk/pm)

Bildnachweis: Thomas Krones

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