Punch Needling trifft Acrylmalerei – kreative Auszeit im tim
Verfasst von Neue Szene am 17.06.2025
Workshop am 21. und 22. Juni 2025 im Textilmuseum
Dialog der Kontraste im Augsburger Glaspalast
Im Augsburger Glaspalast pulsiert wieder das Leben. Nach einer kurzen, von unerwarteten Preissteigerungen bei der geplanten Lichtanlagen-Modernisierung leicht getrübten Pause, präsentiert sich das Zentrum für Gegenwartskunst mit einem ambitionierten Dreiklang an Ausstellungen: „SO WHAT! Susanne Junker“, „NEW CONNECTIONS. Highlights aus 3 Augsburger Sammlungen“ und „20:15 – Peppi Bottrop, Andreas Breunig und Jana Schröder“. Unter der Ägide des neuen Museumsleiters Jan T. Wilms wird so eine bemerkenswerte Premiere gefeiert, die nicht nur die Vielfalt der zeitgenössischen Kunstlandschaft widerspiegelt, sondern auch neue, vielversprechende Kooperationen in der lokalen Kunstszene initiiert.
Selbstreflexion und gesellschaftliche Themen: Susanne Junkers Werk
Betritt man die H1, taucht man ein in die ungeschönte Welt von Susanne Junker. Die von der Künstlervereinigung „Die Ecke“ organisierte Schau „SO WHAT!“ präsentiert auf beeindruckende Weise 30 Jahre künstlerisches Schaffen der gebürtigen Schwabmünchnerin. Als ehemaliges Model wendet Junker die Kamera frühzeitig auf sich selbst, das Selbstporträt wird zur „Waffe“ im Kampf um die eigene Identität. Ihre Arbeiten sind eine schonungslose Auseinandersetzung mit medialen Inszenierungen, Schönheitsidealen und Geschlechterrollen. Der entblößte Körper wird zur Projektionsfläche für Worte, Sätze und Slogans, die den Betrachter unweigerlich konfrontieren: „Wer sind wir? Was ist unser Wert? Was bedeutet Schönheit?“
Junkers Blick ist der einer scharfen Beobachterin der Popkultur und der sozialen Medien. Sie kritisiert die visuell dominierte Welt und die Repräsentation von Frauen auf ebenso subtile wie eindringliche Weise. Ihre Erfahrungen in Paris, New York und Shanghai prägen ihr Werk ebenso wie ihre spätere Tätigkeit als Gastdozentin in China, wo sie Fotografie-Kurse zum Thema „Re-searching Identity“ gab. Die Ausstellung „SO WHAT!“ ist somit mehr als eine Werkschau; sie ist eine Einladung zur Teilhabe, eine Aufforderung, selbst Stellung zu beziehen zu den drängenden Fragen unserer globalisierten Gesellschaft.
Verborgene Schätze und regionale Kunst im Zwiegespräch: „NEW CONNECTIONS“
In der H2 entfaltet sich unter dem Titel „NEW CONNECTIONS“ ein kraftvoller Dialog zwischen den Sammlungen der Stadt Augsburg, des Kunstmuseums Walter und der Stadtsparkasse Augsburg. Erstmals werden hier zentrale Werke des 20. Jahrhunderts und zeitgenössische Positionen vereint, wobei der Fokus bewusst auf regionalen Bezügen liegt. Die Kooperation mit dem Museum Walter und der Stadtsparkasse erweist sich als Glücksgriff und unterstreicht Wilms’ Ziel einer belastbaren Zusammenarbeit für die kommenden Jahre.
Das Zusammenspiel von Licht, Farbe und Raum steht im Zentrum dieser Präsentation. Das Spannungsverhältnis von Figuration und Abstraktion wird in lebendiger Interaktion zwischen unterschiedlichen künstlerischen Ansätzen verhandelt. Gegenständliche Motive treten in Korrespondenz mit reinen Farb- und Lichtkompositionen, wodurch sich neue Perspektiven und Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Tradition und Innovation eröffnen.
Unter den 60 Werken von 31 Künstlerinnen und Künstlern finden sich renommierte Namen wie Günther Förg, Jörg Immendorf und Herlinde Koelbl. Doch auch regional verankerte Künstler wie Norbert Kiening, dessen Werke ohne offensichtliche historische Referenzen für sich stehen, Christopher Kochs mit einer seiner vernähten Arbeiten oder die synthetisch wirkende, reduzierte Ausdrucksform von Rupprecht Geiger treten in einen spannenden Austausch.
Ein besonderes Augenmerk gilt vier großformatigen Textilarbeiten der kürzlich verstorbenen Augsburger Webkünstlerin Else Bechteler-Moses, die dem Haus aus ihrem Nachlass geschenkt wurden. Ihr Einzug in den Glaspalast ist besonders reizvoll, erinnert er doch an die textile Vergangenheit des Ortes, wo einst in fünf Stockwerken Webstühle standen. Die hochwertigen Stücke aus den 1970er und 1980er Jahren, die zum Teil noch nie öffentlich gezeigt wurden, verweisen auf ein wichtiges Kapitel der lokalen Industriegeschichte. Auch zwei untypische, fast „gewebt“ wirkende Übermalungen von Markus Lüpertz fügen sich nahtlos in diesen Dialog. Die anthropomorph wirkenden Gipsbinden aus japanischem und Alabastergips von Udo Rutschmann sowie zwei Fotografien aus Herlinde Koebels „Metamorphosen“-Reihe erweitern das künstlerische Spektrum auf subtile Weise. Es gelingt der Ausstellung, trotz der Vielfalt der Stile und Ansätze, die Charakteristik der Architektur des Glaspalastes zu wahren, auch wenn für die Präsentation temporäre Wände eingezogen wurden. Das natürliche Licht und das gezielte Kunstlicht im Kabinett schaffen dabei eine Atmosphäre, die die Werke optimal zur Geltung bringt.
Papierkunst in der „Primetime“: Die Ausstellung „20:15“
In den Kabinetträumen der H2 schließlich begegnet man unter dem Titel „20:15“ drei eigenständigen künstlerischen Auffassungen im Medium der Papierarbeit: Peppi Bottrop, Andreas Breunig und Jana Schröder. Organisiert von der Gesellschaft für Gegenwartskunst e.V. (GfG Augsburg), präsentiert jeder der drei Künstler in einem eigenen Raum seine spezifische Auseinandersetzung mit dem Material.
Andreas Breunig zeigt serielle Arbeiten in drei Reihen oder Spuren, die organische Formen und Grundrisse in präzisen kompositorischen Anordnungen erforschen. Seine dynamischen, bisweilen expressiven Gesten wirken frei, zeugen aber gleichzeitig von einem hochkonzentrierten konzeptuellen Umgang mit dem Material. Die ständige Variation der Elemente mündet in präzisen Anordnungen simultaner Oberflächenphänomene, die der Künstler zeichnerisch verschlüsselt hat.
Peppi Bottrops ausschließlich in Schwarz-Weiß gehaltene Werke oszillieren zwischen Konstruktion und Auflösung. Seine vibrierenden, überlagernden Linien formen wellenartige Bewegungen, die Geschwindigkeit, Energie und Bewegung auf der Bildfläche sichtbar und fühlbar machen. Die Papierarbeiten werden zur Bühne für eine improvisierte Abstraktion, die an alchemistische Experimente oder Naturphänomene erinnert.
Einen faszinierenden Kontrast dazu bildet Jana Schröder mit ihren 44 kleinformatigen Werken, die während eines Aufenthalts auf Teneriffa entstanden sind. In diesen Aquarellen entfaltet sich ein Kosmos an Vielfarbigkeit, ein Tanz der Farben und Formen, der sich dem Betrachter wie ein ewig fröhlicher Chor präsentiert, ohne sich auf ein gemeinsames Thema festlegen zu wollen.
Der Titel „20:15“ verweist auf eine frühere gemeinsame Schau der drei Künstler in London mit dem Titel „What time is it?“. Die Hauptsendezeit im Fernsehen, einst ein kollektiver Fixpunkt, wird hier zum ironischen Kommentar auf die veränderte Mediennutzung im Zeitalter der Digitalisierung. Die Präsentation von Papierarbeiten zur „Primetime“ unterstreicht auf subtile Weise die Wertigkeit und das Potenzial dieses oft unterschätzten Mediums.
Mit diesem facettenreichen Dreiklang beweist das Zentrum für Gegenwartskunst unter der Leitung von Jan T. Wilms Mut zur Kooperation und zur Präsentation regionaler wie überregionaler Kunst von hoher Qualität. Die Ausstellung lädt dazu ein, vermeintliche Gegensätze zu entdecken, neue Verbindungen zu knüpfen und sich von der Vielfalt der künstlerischen Ausdrucksformen inspirieren zu lassen. Ein Besuch im Glaspalast ist eine Begegnung mit drei unterschiedlichen künstlerischen Welten an einem einzigartigen Ort. (tk)
Verfasst von Neue Szene am 17.06.2025
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