Sprechstunde mit Martina Wild
Verfasst von Neue Szene am 05.12.2024
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Nach mehr als drei Jahren teils harter Auseinandersetzungen mit der Stadt gibt es nun auch in Augsburg Stolpersteine auf öffentlichem Grund.
Das weltweit anerkannte, unter anderem auch in Israel viel beachtete, Projekt "Stolpersteine" des Berliner Bildhauers Gunter Demnig, ist einzigartig. Das Werk befindet sich nicht an einer ganz bestimmten Stelle, sondern verteilt sich über ganz Deutschland und Europa. Die kleinen Denkmäler erinnern an Opfer des NS-Regimes genau an der Stelle, wo sie zuletzt gewohnt hatten, bevor sie zwangsumgesiedelt, deportiert oder verhaftet wurden.
Gunter Demnig will diesen Menschen ihren Namen zurück geben, Nachbarn „stolpern" mental darüber, sie bleiben aus Neugier oder Verwunderung stehen und fragen sich, was dieser kleine Stein wohl zu bedeuten hat. Wir alle werden im Vorbeigehen darauf gestoßen, dass das Grauen überall war, direkt vor unserer Haustüre.
Über 60.000 solcher kleiner Denkmäler hat Demnig bereits verlegt: in 25 europäischen Ländern, allein in Deutschland in mehr als 1000 Städten und Gemeinden. Aber Augsburg hatte sich gesträubt.
Hartnäckig hat der „Initiativkreis Stolpersteine für Augsburg" gekämpft und am 4. Mai war es nun so weit: Der Künstler kam nach Augsburg und verlegte persönlich an sechs Stellen insgesamt zwölf Stolpersteine, unter anderem in der Maximilianstraße 17 für das jüdische Ehepaar Oberdorfer und in der Reischlestraße 33 für die Familie Pröll aus dem kommunistischen Widerstand.
Wer die Reischlestraße 33 besucht, wird sich wundern, dass dort neben zwei messingfarbenen Stolpersteinen noch einige graue ohne Inschrift liegen. Diese hat Demnig symbolisch gesetzt, weil das Kulturreferat für acht Opfer keine Denkmäler erlaubt hat. Sie erkennt sie nicht als Opfer an, weil sie die NS-Mordmaschine überlebt haben. Dass ihre Söhne ermordet wurden oder dass sie selber jahrelang im KZ waren, scheint nicht auszureichen. Das ist ein kleiner Wehrmutstropfen an diesem schönen Tag.
http://www.stolpersteine-augsburg.de/
Fotos: Christian Menkel
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